8 Fragen …

Ein Foto unter vielen - was zählt das?

Es stimmt, ein einzelnes Motiv droht schnell in der Bilderschwemme unterzugehen. Und doch kennt jeder bestimmte Aufnahmen, die sich im persönlichen Fotogedächtnisalbum einen Platz bewahren.

Und an jedem Bild lässt sich das Auge schulen: Jedes Motiv bietet die Möglichkeit die eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen.

Wie arbeitest du als Fotografin?

Soviel Technik wie nötig. Wichtig ist das Zusammenspiel zwischen dem Menschen vor und der Person hinter der Kamera.

Deine Spezialität?

Runter mit den Scheuklappen. Nicht nur auf die eigene Arbeit, den eigenen Erfolg schauen. Gelungene Fotografie, stimmige Bildwelten sind immer Teamarbeit, sei es im Zusammenspiel zwischen dem Menschen vor und hinter der Kamera oder in großer Runde mit anderen Kreativen.

Deshalb bespiele ich täglich auch einen größeren fotografischen Raum. Arbeite nicht allein als Fotografin, sondern schreibe auch mit Leidenschaft über die inspirierende Arbeit von anderen Bildermenschen, beispielsweise Kurator:innen und Fotograf:innen. Und ich gebe Workshops zum Thema. Ganz ehrlich: Ich lerne bei jedem Artikel, bei jedem Seminar - mit Freude dazu!

…

Du hast bei Kulturtheoretiker Diedrich Diedrichsen studiert. Wie hat dich das beeinflusst oder geprägt?

Es war ein Privileg bei ihm zu studieren! Diedrichsen lehrt anschaulich, klar und verständlich, von ihm kann man konzeptuelles Denken und strukturiert-fokussiertes Arbeiten lernen.

Welche Art von Bildern interessiert dich?

Bilder, auf denen eins wie zufällig zum anderen findet. Die in ihrer Disharmonie vollkommen harmonisch sind. Meine Schwerpunkte im Studium waren Time Based Media, also zeitbasierte Medien wie Film, Video und Audio. Heute noch bewegt mich ein kurzer Augenblick in einem Film, der einen fesselt wie ein Standbild oder im Kontrast dazu ein einzelnes Motiv, das sich zu einer ganzen Geschichte auffalten lässt.

Du hast in Strasbourg gelebt, arbeitest seit vielen jahren auch in Frankreich. Welche Erfahrung hast du dort gemacht?

Hier wird Kommunikation groß zelebriert. Ich habe in einem Setting beispielsweise 50 Kundenberater aus allen Filialen und Regionen Frankreichs portraitiert. Es lief wie am Schnürchen. Viele Franzosen sind von klein auf trainiert auf Sprache, Ausdruck, Zugewandtheit.

Aktuell ist Dein Mittelpunkt am Rande der Schwäbischen Alb.

Ja, nach 20 Jahren Großstadt. Ich liebe die Natur, die häufig noch menschenleere Landschaft oben auf der Alb. Das lüftet den Kopf, das Auge kommt zur Ruhe.

Das Gespräch führte Jo Berlien